Überall Popos

In Frühjahr erschien im Klett Kinderbuch Verlag das Bilderbuch Überall Popos.
Die schwedischen Autorinnen Annika Leone und Bettina Johansson schicken darin ihre Protagonistin samt Eltern ins Schwimmbad. Ein aufregender Tag für die fünfjährige Mila, da sie heute zum ersten Mal alleine ins tiefe Wasser springen will. Ebenso spannend findet Mila jedoch die vielen nackten Frauenkörper in der Umkleidekabine. Kaum in der Schwimmhalle angekommen, beweist die Protagonistin viel Mut, wofür sie schließlich mit Süßigkeiten belohnt wird, die ebenso divers aussehen wie die Schwimmbadbesucherinnen. Schonungslos realitätsnah werden die Badegäste illustriert. Die vielfältigen Körper bieten somit ein wichtiges Gegengewicht zur Photoshop-überholten Fotografie, der Rezipient*innen in anderen Medien begegnen. Mila beobachtet  die unterschiedlichen Körper ganz genau und beschreibt ihre Entdeckungen. Die Assoziationen zu weiblichen Geschlechtsteilen wirken jedoch nicht authentisch, sondern eher überzogen: „einige sehen fast so aus, als würden sie einem die Zunge rausstrecken“, beschreibt Mila weibliche Genitalien. Außerdem bleibt zu fragen, ob der Body-Positivity-Approach sein Ziel nicht verfehlt, wenn die Protagonistin mit ausgestrecktem Zeigefinger die Körperteile nackter Frauen kommentiert. Die selbstverständliche Nacktheit in der Umkleidekabine wird erkennbar vom Schwimmbereich abgegrenzt. Auf die Wahrnehmung menschlicher Körper ist die Handlung keinesfalls beschränkt. Sie liefert – wenn auch recht verkürzt – einen glaubwürdigen Höhepunkt, in dem Mila als mutige Heldin ihrem Vater aus der Patsche helfen muss. Dieses Kinderbuch kann Vorlesende durchaus in ihrer Offenheit herausfordern. Spürbare Schwimmbad-Realität bei trockenen Füßen.
https://www.klett-kinderbuch.de/buecher/details/überall-popos.htm.