Geht es darum, dass die Kinder in die Obhut einer Kindertageseinrichtungen gegeben werden, wollen sowohl die Eltern als auch die Kinder die Einrichtung zunächst einmal näher kennenlernen. Wie die Familien sich einen Eindruck über die Einrichtung machen, zum Beispiel über ein persönliches Gespräch, über die Einsicht der Webseite, der Konzeption oder anderen Möglichkeiten, ist sehr individuell. Aber auch das Überarbeiten der Konzeption bzw. das Überprüfen kann nicht immer in Teamsitzungen berücksichtigt werden. Wir stellen uns also die Frage, ob der Index für Inklusion eine Möglichkeit ist, sich mit der Einrichtung vertraut zu machen oder auch im hektischen Kita–Alltag Fragen des Index für Inklusion beantwortet werden können.

Der Umgang mit dem Index für Inklusion ist sehr vielfältig: Wir haben uns Fragen aus dem Index für Inklusion herausgesucht und diese beispielhaft an der Konzeption der Kita Sonnenschein und ihrem Internet-Auftritt angewendet. Unsere Herangehensweise gibt eine erste Orientierung, um niederschwellig zum Beispiel im Kita-/ Arbeitsalltag der Fachkräfte/ Eltern den Index zur Hand zu nehmen, um irgendwann auf eine interessante Frage zu stoßen, die sich nicht so schnell beantworten lässt.

Inklusiver Kreis (Bild: Konzeption der Kita – Ev. Kindertagesstaette Badbergen)

A 1.1 g): Sind die Informationen allen zugänglich, unabhängig von ihrer Muttersprache oder Behinderung?

Die Webseite von der Kita Sonnenschein wird nur auf Deutsch angeboten und somit könnten die Informationen für Menschen, die mit der deutschen Sprache nicht vertraut sind, nicht unbedingt zugänglich sein.

 

A 1.5 f): Werden alle Eltern an den Entscheidungen der Einrichtung beteiligt?

Die Kita beschreibt einen offenen Austausch mit Eltern, indem sie viele Mitbestimmungsmöglichkeiten erhalten. Auch wird geschrieben, dass jährlich eine Elternbefragung zur internen Evaluation stattfindet.

 

A 1.4 g): Wird die Zugänglichkeit auch auf beeinträchtigte Erzieher*innen, Trägervertreter*innen und Eltern sowie Kinder bezogen?

Die Internetseite verrät nur, dass die Einrichtung über kindgerechte Möbel verfügt. Jedoch geben die Bilder der Webseite Einblicke über die Räumlichkeiten der Kita Sonnenschein.

 

C 1.5 a): Wird berücksichtigt, dass alle Kulturen und Religionen eine Reihe von Einstellungen und Vorschriften mit sich bringen?

In der Beispiel Kita wird, wie aus der Webseite heraus zu lesen ist, insbesondere auf die Bedürfnisse von Essgewohnheiten der Kinder individuell eingegangen. Weiterhin werden Grenzen, Regeln und Rituale mit in den Tagesablauf eingebunden. Außerdem beschreibt die Einrichtung sich selbst als nicht konventionell gebunden, wodurch Feste individuell und interreligiös abgestimmt werden können.

 

C 1.6 c): Richten sich die Erzieher*innen nach dem Spiel und den Entdeckungen der Kinder, indem sie beobachten, mitmachen, das Spiel fördern und erweitern?

Auf eigene Wünsche und Interessen legt die Kita Sonnenschein großen Wert, wobei der individuelle Entwicklungsstand berücksichtigt wird. Die Einrichtung bietet die Möglichkeit, dass Themen eines Projektes von Erzieher*innen oder Kindern entwickelt werden.

 

Anregungen

Nach unserem Versuch, Fragen des Index für Inklusion mit dem Internet Auftritt der Kita Sonnenschein zu beantworten, fällt auf, dass bereits viele Fragen aus dem Index für Inklusion schon allein konzeptionell Antwortmöglichkeiten bieten. Jede Frage kann darüber hinaus noch differenzierter und detaillierter oder auch kritischer beantwortet werden. In unserem Beispiel wird vor allem die Vielfalt stark berücksichtigt und immer wieder betont, dass ALLE angesprochen sind. Allerdings werden sehr detaillierte Fragen, wie zum Beispiel A 1.4 g)„Wird die Zugänglichkeit auch auf beeinträchtigte Erzieher*innen, Trägervertreter*innen und Familien, sowie Kinder bezogen?“ nicht auf diesem Weg beantwortet. Hier gäbe es die Möglichkeit zu fragen: Wer kommt zu uns und achten wir darauf, dass für diese Person eine gute Zugänglichkeit gewährt wird?
Es können also nicht alle Fragen beantwortet werden, was auch verständlich ist, da jede Frage für jede Kita gleich relevant ist. So reicht es oft, nur oberflächlich die Konzeption mit den Indexfragen zu bearbeiten. Jedoch können auch anderweitige Mittel wie zum Beispiel Bilder auf der Webseite oder am Informationsbrett der Kita Hinweise auf die Fragen des Index geben oder beantworten. Eine weitere Möglichkeit ist es, sich Fragen, welche offen bleiben, zu notieren und bei einem Gespräch zu erfragen.

Als Fazit ziehen wir, dass der Grundgedanke des Index auch einen Internetauftritt einer Kita begleiten könnte, viele Details jedoch außen vor bleiben und nicht alle Fragen beantwortet werden können. Dafür eignen sich die Indikatoren des Index z.B. besser. Möchte man eine Frage trotzdem beantworten, könnten weitere Quellen und andere Methoden zur Beantwortung herangezogen werden. Die Index Fragen sind oft zu spezifisch, um sie in der Konzeption zu berücksichtigen. Dafür eignen sich die Indikatoren des Index besser
Jedoch ist dies nur eine Konzeption von vielen und daher nur als erster Anreiz, um über den Index für Inklusion in Anwendung auf Konzeptionen nachzudenken.

(Bild: Melanie Bartsch & Fabienne Otto)

Familien: Sie suchen eine Kita, in der Sie sich und ihr Kind gut aufgehoben fühlen? Da wir heute im Internetzeitalter leben, sind die meisten Einrichtungen im Internet vertreten bzw. präsentieren sich dort. Auch Sie können sich den Index nach unserem Beispiel zur Hand nehmen und unter Auswahl der für Sie persönlich relevanten Fragen herausfinden, ob die Kita den eigenen Ansprüchen entspricht. Bei Besichtigungen können diese Fragen außerdem bedacht werden, um Näheres über die pädagogische Arbeit, die gelebte Kultur oder die Gemeinschaft herauszufinden.

An pädagogische Fachkräfte: Inwieweit wird in Ihrer Konzeption der Index für Inklusion berücksichtigt? Zur Reflexion können pädagogische Fachkräfte sich die Frage stellen: Spiegeln sich die Fragen in ihrem Arbeitsalltag wider und werden sie tatsächlich umgesetzt?

Literaturhinweise:

Achermann et al. (Hrsg.) (2017): Index für Inklusion. Ein Leitfaden für Schulentwicklung. Weinheim, Basel. Beltz.