Wird das Spielen der Kinder um seiner selbst willen als wichtig erachtet oder nur als Mittel, um bestimmte Lernziele zu erreichen?

Mit diesem Thema habe ich mich in meiner ersten Praxisphase beschäftigt. Ich denke, dass in der Einrichtung sehr stark darauf geachtet wird, dass das freie Spiel nur genutzt wird, um Bildungsprozesse von Kindern anzuregen. Denn die Wirkung des Spiels kann auch nur in freien und selbstbestimmten Formen voll zur Geltung kommen (vgl. Regel/Kühne 2007, S. 25). In dem offenen System des Kindergartens wird darauf geachtet, dass das Spiel Freiheiten aufweist. 

Es geht darum, den Kindern die Wahl von Spielort, Spielzeug, Spielthema und des Spielpartners / der Spielgruppe zu ermöglichen. In der Einrichtung wird der grundlegende Ansatz verfolgt, dass die Kinder ihre Bildungsprozesse aktiv selbst gestalten. Das Kind wird nicht angeleitet, sondern tritt mit seiner Umwelt und den anderen Menschen selbst in Kontakt. Bildungsentwicklungen werden als komplexe und ganzheitliche Prozesse begriffen, an denen Körper, Sprache, Gefühle, Erinnerungen, Denken und Sinnesorgane gleichermaßen beteiligt sind. Gemäß diesem Bildungsverständnis kommt dem freien Spiel eine entscheidende Bedeutung zu. Die Bildungsprozesse der Kinder werden vor allem im Spiel vollzogen. Beim Spiel werden Gelegenheiten geschaffen, sich auszuprobieren, eigene Grenzen zu erfahren, das eigene Selbst- und Weltverständnis zu verändern und zu entwickeln (vgl. Miedzinski/Fischer 2009, S. 32).

Ich denke, dass das Spielen der Kinder in der Einrichtung um ihrer selbst willen geachtet wird. Kinder entdecken spielend ihre Welt, versinken in Fantasiewelten und scheinen dabei in atemberaubendem Tempo dazuzulernen. Sie entwickeln ihre geistigen Fähigkeiten, dabei hängen Spielen und Lernen unmittelbar zusammen. Das Spiel ist eine Form des Lernens, das die Erweiterung von Spielräumen des Handelns, Denkens, und Fühlens erkennt (vgl. Schäfer 2014, S. 27). Es geht mehr um Bildungsprozesse als um das Erreichen bestimmter Lernziele. Das Spiel ermöglicht den Kindern, sich mit ihrer personalen und materialen Umwelt auseinanderzusetzen und die Welt begreifen zu lernen.

 

Literaturhinweise:

Miedzinski, Klaus/Fischer, Klaus (2009): Die Neue Bewegungsbaustelle. Lernen mit Kopf, Herz, Hand und Fuß. Modell bewegungsorientierter Entwicklungsförderung. 2. Auflage, Dortmund: Borgmann Media.

Regel, Gerhard/ Kühne, Thomas (2007): Pädagogische Arbeit im Offenen Kindergarten. Profile für Kitas und Kindergärten. Freiburg, Basel, Wien: Herder.

Schäfer, Gerd E. (2014): Was ist frühkindliche Bildung? Kindlicher Anfängergeist in einer Kultur des Lernens. 2. Auflage, Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

von Hannah Schmitz

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anonymous

    Ds ist eine meiner Liebelingsfragen aus dem Index. Sie führt ein wenig zurück auf die Spielwiesen, von denen wir eben sprachen.

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