Lea Kohrs
Alle verschieden! So schön ist einzigartig
Projekt im Seminar Werkstatt/Projekt: (Schrift)-Sprache und (Kinder)-Literatur
Als Mia ihre Augen öffnet, kann sie diesen kaum trauen – plötzlich steht ein kleines Alien vor ihrem Bett. Auch als sie ihre Augen reibt, ist es nicht verschwunden. „Wer…Wer bist du? Und was machst du hier?“, stottert Mia unsicher und setzt sich in ihrem Bett auf. „Ich bin Elihu und komme vom Planeten Alle Gleich. Ich bin mit meinem Raumschiff auf die Erde geflogen, um zu schauen, wie die Menschen hier so leben“, antwortet das Alien. Mia nickt langsam, kann es aber immer noch nicht richtig glauben. Sie schaut sich Elihu genau an.
Das Alien sieht lustig aus: Es ist genauso groß wie Mia und hat ebenfalls zwei Beine und zwei Arme. Aber Elihu ist grün und hat zwei Antennen auf dem Kopf. „Du siehst ganz anders aus als ich“, stellt Mia fest. „Deshalb bin ich auf die Erde gekommen, ich sehe ganz anders aus als du, aber ich möchte wissen, ob die Menschen auch verschieden aussehen. Weißt du, bei uns sehen alle gleich aus und das finde ich langweilig“, antwortet Elihu.
„Hm…Da hast du recht, das ist wirklich langweilig“, sagt Mia nachdenklich. Dann bietet sie Elihu an, ihn durch ihre Nachbarschaft zu führen, um zu zeigen, wie verschieden die Menschen sein können. „Du kannst mich dabei auch immer fragen, wenn du etwas genauer wissen möchtest. Denn für die Menschen ist es ganz normal, dass jeder verschieden ist“, sagt Mia noch. Elihu ist begeistert von dieser Idee und die beiden machen sich auf den Weg.
Auf dem Weg runter zur Haustür, fallen Elihu die vielen Fotos an der Wand auf. „Wer sind die Menschen auf den Fotos?“, fragt er Mia. Mia zeigt auf ein Foto und zählt die Personen darauf nacheinander auf: „Das ist meine Familie – meine Mama, mein Papa und mein Bruder“. „Ihr alle seht schon so verschieden aus. Dein Bruder zum Beispiel hat kurze und blonde Haare und du hast lange braune Haare. Aber ist jede Familie auf der Erde gleich?“, fragt Elihu. „Nein, du wirst sehen, jede Familie ist anders!“, antwortet Mia. Sie zieht sich ihre Schuhe an, und die beiden verlassen das Haus.
Als die beiden auf die Straße vor Mias Haus gehen, sehen sie auf der anderen Straßenseite zwei Mädchen im Garten spielen. Während Mia und Elihu an ihnen vorbei gehen, beobachtet Elihu sie ganz genau. „Kennst du die beiden auch?“, fragt Elihu. Mia antwortet: „Ja, das sind Christina und ihre Schwester Selma.“
Dann fragt er Mia: „Warum machen die beiden diese Bewegungen mit ihren Händen? Ich höre sie gar nicht sprechen, können sie das nicht?“. „Christina und Selma unterhalten sich über die Gebärdensprache. Selma kann schon seitdem sie auf der Welt ist fast gar nichts hören. Es gibt viele verschiedene Sprachen auf der Welt. Wir sprechen zum Beispiel Deutsch. Die Gebärdensprache ist eben eine Sprache für Menschen, die nicht hören können.“
„Das finde ich genial, dass Selma mit ihren Händen sprechen kann. Jeder der diese Bewegungen kennt, kann sie dann verstehen!“, stellt Elihu fest. „Ja das stimmt! Schau mal auf Christinas Hände, die Gebärde kenne ich – sie bedeutet springen“, antwortet Mia.
Während die beiden weitergehen, sehen sie jemanden auf einem Skateboard auf sie zu fahren. „Ich glaube, das ist Amadou“, sagt Mia zu Elihu und fängt an zu winken. Auch Amadou winkt zurück, als er Mia und Elihu entdeckt. Vor den beiden kommt er schließlich zum Stehen.
„Hallo Mia, wer ist das denn?“, fragt Amadou freundlich und zeigt dabei auf Elihu. Mia erklärt ihm, dass Elihu von einem anderen Planeten auf die Erde gekommen ist, weil er wissen möchte, wie verschieden die Menschen auf der Erde sein können. „Das klingt spannend!“, antwortet Amadou. „Mir fällt schon auf, dass wir drei verschiedene Hautfarben haben“, bemerkt Elihu. „Das stimmt“, fügt Mia hinzu „genauso, wie es verschiedene Sprachen gibt, können die Menschen überall auf der Welt verschiedene Hautfarben haben.“
„Genau, Mia hat recht. Meine Großeltern zum Beispiel kommen aus dem Land Burkina Faso, in dem sehr viele Menschen mit meiner Hautfarbe leben“, antwortet Amadou. „Das ist so interessant und spannend. Es gibt verschiedene Haarfarben, verschiedene Sprachen und verschiedene Hautfarben. Ich bin gespannt, wen ich noch so kennenlernen werde“, antwortet Elihu. „Wie ist es denn auf deinem Planeten? Gibt es da auch verschiedene Hautfarben?“, fragt Amadou. „Nein, bei uns sehen alle Aliens komplett gleich aus. Alle sind genauso grün wie ich“. „Das ist aber schade. Vielleicht könnt ihr euch einmal verkleiden, damit jeder von euch auch verschieden aussieht“, schlägt Amadou vor.
„Ja, das ist eine wunderbare Idee. Das muss ich mir merken“, antwortet Elihu strahlend. Die drei verabschieden sich und Mia und Elihu gehen weiter.
Als Nächstes stoppen Mia und Elihu am Spielplatz in der Nähe. Mia tippt Elihu an und sagt begeistert: „Schau mal, da auf der Schaukel, das ist Liang, er geht mit mir in eine Klasse. Lass uns zu ihm gehen und ihm Hallo sagen.“ Jetzt entdeckt auch Liang Mia und ruft ihr zu: „Hallo Mia, was machst du denn hier?“. „Ich spaziere mit Elihu durch die Nachbarschaft und stelle ihm die verschiedenen Leute hier vor“, antwortet Mia.
„Oh na dann, also ich bin Liang und das sind meine beiden Väter“, stellt sich Liang vor. „Das freut mich euch kennenzulernen!“, ruft Elihu zurück. Dann dreht er sich zu Mia und fragt: „Also verstehe ich das richtig, dass du einen Papa und eine Mama hast und Liang zwei Papas?“
„Ja genau. Manche, wie ich, haben eine Mama und einen Papa, manche zwei Papas oder auch zwei Mamas. Wie ist es auf deinem Planeten?“ „Bei uns unterscheidet man gar nicht zwischen Mamas und Papas. Ich würde sagen, es ist ähnlich wie auf der Erde. Jeder kann und darf jeden lieb haben und glücklich sein“, antwortet Elihu. „Das stimmt, da hast du recht. Sollen wir weitergehen?“.
Elihu nickt gerade, als ihn etwas am Fuß anstupst. Elihu erschreckt sich und dreht sich um – vor ihm steht ein kleiner Hund. Auch Mia dreht sich um und erkennt, zu wem der Hund gehört. „Hallo Mia, wie geht es dir?“, fragt der Junge, der den Hund an der Leine hält.
„Hallo Ben, mir geht es gut und dir?“ „Mir geht es auch gut. Wolltet ihr auf den Spielplatz gehen?“ „Nein, wir haben nur Liang begrüßt, er ist grade auf dem Spielplatz“, antwortet Mia. Während sie Emma, den Hund von Ben, streichelt fragt sie ihn, wohin er auf dem Weg ist. „Ich bin auf dem Weg zum Supermarkt mit meiner Mama und Emma“, sagt Ben.
Mia und Elihu wollen die beiden nicht weiter aufhalten und verabschieden sich. Ben und seine Mutter gehen weiter aber Elihu und Mia bleiben noch kurz stehen und rufen auch Liang ein „Tschüss“ zu. „Komm‘ Elihu, lass uns auch langsam wieder zu mir nach Hause gehen“, sagt Mia zu Elihu.
Auf dem Weg dahin fragt Mia Elihu, wie es ihm bisher auf der Erde gefällt. „Mir gefällt es richtig gut auf der Erde. Es ist so beeindruckend, dass jeder ganz verschieden aussieht. Ich bin gespannt, ob wir noch mehr Menschen treffen“.
Als Elihu und Mia an ihrem Haus ankommen, fallen Elihu die vielen Menschen am Nachbarhaus auf. „Warum sind da so viele Menschen vor dem Haus da drüben? Ist das eine Familie mit sehr vielen Personen?“, fragt er Mia. „Ja so könnte man es sagen“, antwortet Mia. „Das Mädchen mit den blonden Haaren ist Alina, ihre Eltern haben sich getrennt und ihre Mutter hat jetzt einen neuen Mann. Die beiden stehen in der Tür. Ihr Vater steht neben seiner neuen Frau mit dem Kinderwagen.“ „Sind die beiden Familien also befreundet?“, fragt Elihu. „Stimmt genau“, sagt Mia. „Das finde ich schön“, antwortet Elihu.
„Du hattest wirklich recht, als du gesagt hast, dass jede Familie verschieden ist“. „Nicht nur jede Familie, auch jeder Mensch ist auf eine eigene Weise etwas verschieden und hat etwas, was der andere vielleicht nicht hat. Jeder Mensch ist einzigartig.“, sagt Mia. „Das stimmt. Nicht wie auf meinem Planeten, wo jeder gleich ist. Das finde ich jetzt noch langweiliger. Ich glaube, es wird Zeit, dass ich zurückfliege, und versuche Amadous Idee mit dem Verkleiden umzusetzen“, sagt Elihu. „Es war schön dich kennenzulernen!“, sagt Mia und umarmt Elihu zum Abschied.
Am nächsten Morgen beim Frühstück erinnert sich Mia an ihren Traum. Dabei fällt ihr auf, dass es wirklich schön ist, dass jeder ein bisschen verschieden ist. Wenn jeder Mensch gleich aussehen würde, wäre es wirklich langweilig, da kann sie Elihu verstehen.
Als Mia am Abend im Bett liegt und die Augen schließt, fängt sie wieder an, von Elihu zu träumen. Dieses Mal hat sie einen Brief von ihm bekommen mit einem Bild, auf dem sich Elihu und seine zwei besten Freunde verkleidet haben. Jetzt sehen sie genauso bunt und einzigartig aus, wie die Menschen auf der Erde!
Wen würdest du Elihu vorstellen, wenn er dich besuchen kommt?