von Kristina Bernhardt und Gamze Selcuk
Filmprojekt: Die Abenteuer der U-Boot-Crew
Medien
Medien gehören zu der Lebenswelt von Kindern selbstverständlich dazu. Wie Erwachsene Medien handhaben kann dabei bedeutend unterschiedlich aussehen. Einige nutzen verschiedene Medien in der Gegenwart von Kindern, andere verwenden sie mit den Kindern zusammen. Aber auch ablehnende Haltungen sind Teil des Spektrums an Handlungsmöglichkeiten (vgl. Lepold; Ullmann 2018, S. 11).
Medienpädagogik in den Bildungsgrundsätzen NRW
Als Medien werden in den Bildungsgrundsätzen NRW die neuen bzw. digitalen Medien, wie beispielsweise Computer, Tablets, Smartphones, Spielkonsolen usw., aber auch klassische Medien wie Zeitungen, Fernsehen oder auch Bilderbücher verstanden (vgl. MFKJKS; MSW 2016, S. 128). An Erfahrungen mit Medien anzuknüpfen ist in Anbetracht der Masse von medialen Eindrücken eine bedeutende pädagogische Aufgabe. Kinder können in unterschiedlichster Form zu einem kreativen Gebrauch von Medien inspiriert werden. Die Auseinandersetzung mit individuellen Medienerfahrungen kann Bestandteil der kindlichen Erfahrungsbildung sein und ihre Verarbeitung begünstigen (vgl. ebd., S. 128).
Starke Sprache und schwache Sprache
Die beiden Kinder, mit denen wir unser Projekt gestaltet haben, beherrschen als Erstsprache Englisch und als Zweitsprache Deutsch.
„Balanciert bilinguale Kinder sind in keiner ihrer Sprachen dominant. Unbalanciert bilinguale Kinder haben eine dominante und eine schwache Sprache.“ (Müller 2016, S. 69)
In Zweisprachigkeit oder Mehrsprachigkeit kommt es häufig vor, dass eine der Sprachen dominanter ist als die andere. Die bevorzugte Sprache wird als starke Sprache bezeichnet, die weniger Verwendung findende als schwache Sprache.
Die Sprache, die bevorzugt verwendet wird, die flüssig gesprochen wird und in der sich die Person besser ausdrücken kann, ist die starke Sprache. Zudem hängt die Unterscheidung der starken und schwachen Sprache von anderen Faktoren ab. Zum einen von der Art und dem Zeitpunkt der jeweiligen Spracherlernung und zum anderen von der Intensität des Sprachgebrauchs und damit der Sprachübung. Zweisprachige haben in Wirklichkeit jedoch nur selten eine freie Sprachwahl. Der Sprachgebrauch wird meist durch einen bestimmten Anlass vorgegeben (vgl. Kielhöfer; Jonekeit 2002, S. 12).
Mischsprache
„Sprachmischung bedeutet das Durchbrechen der funktionalen Sprachtrennung. Während beim Sprachwechsel das Umschalten funktional ist, ist bei der Mischung keine besondere „Botschaft“ erkennbar.“ (Kielhöfer, Bernd; Jonekeit, Sylvie, 2002, S. 76).
In vielen mehrsprachigen Gemeinschaften ist das Mischen verschiedener Sprachen ein fester Bestandteil der normalen Alltagskommunikation. Das bedeutet der Wortschatz einer bestimmten Sprache ist nicht besonders ausgeprägt, sodass ein Satz aus Wörtern zweier oder mehrerer Sprachen besteht. Zu Beginn der sprachlichen Entwicklung von Kindern passiert das Mischen von Sprachen, da beide Sprachsysteme nicht als unterschiedlich wahrgenommen werden. Der Zweisprachige verfügt durch das Beherrschen von zwei oder mehr Sprachen über ein vielschichtiges Ausdrucksinstrument. Je besser die vorhandenen Sprachen gesprochen werden, umso leichter fällt das Umschalten zwischen den Sprachen. Aus der Motivation heraus sich möglichst genau auszudrücken, werden bestimmte Wörter in die jeweils andere Sprache übersetzt. Dabei sind Begriffe nicht übersetzbar oder fallen nicht augenblicklich ein (vgl. Kielhöfer; Jonekeit 2002, S. 44).
Dieses Projekt basiert auf der Idee, den Kindern den Raum zu bieten sich kreativ und alternativ zu den herkömmlichen Hausaufgaben mit der deutschen Sprache auseinander zu setzen. Da das Interesse die Geschichte weiter zu schreiben von einem der Kinder kam und das andere sich selbstinitiativ begeistert beteiligte, bot sich die Gelegenheit die Spur der Kinder weiter zu verfolgen.
Filme aufnehmen
Das Drehen eines Videos ist bereits ab dem Kindergartenalter gut umsetzbar. Mit Spielfiguren können Szenen dargestellt und sprachlich begleitet werden. Gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften überlegt sich eine Gruppe Kinder zunächst, welche Geschichte gefilmt werden soll. Anschließend wird ein Drehbuch skizziert und daraufhin gemalt geklebt. Zusammen werden Requisiten zusammengetragen oder die entsprechenden Spielfiguren ausgewählt. Mit einem technischen Gerät können dann die Szenen gefilmt werden. Zum Schluss werden die Filmschnipsel aneinandergefügt und mit einer Tonspur bereichert. Das Endergebnis kann anschließend den Kindern, gerne gemeinsam mit den Eltern, bei einer „Filmpremiere“ vorgeführt werden.
Diese Art das Medieneinsatzes kann in verschiedene Kompetenzbereiche greifen:
– Umgang mit dem Tablet bzw. Laptop
– gebrauch der eigenen Fantasie beim Ausdenken der Geschichte
– Gedanken ordnen und in eine logische Abfolge bringen beim Schreiben des Drehbuchs
– Planungskompetenz bei der Überlegung, was für den Dreh benötigt wird
– Rollenspiel und Basteln können mit digitalen Medien kombiniert werden
– Stärkung sozialer Kompetenzen durch die Zusammenarbeit in der Gruppe, z.B. bei der Aufteilung der Aufgaben
– Selbstwirksamkeitserfahrung bei der Präsentation des Films
(vgl. Lepold; Ullmann 2018, S. 90)
Projektablauf
Wie kam es zu unserer Projektidee?
Während Kristina Ruiari bei seinen Deutschhausaufgaben unterstützte, entwickelte sich spontan unsere Idee für das Projekt. Er schrieb eine Fantasiegeschichte im Umfang einer Seite. Dabei hatte er so viel Freude, dass er die Geschichte weiterschreiben wollte. Aus diesem Grund schlugen wir vor im Rahmen unseres Projektes die Geschichte auszuführen. Ruiari und seine jüngere Schwester Deirdra waren von dieser Idee begeistert und Ruiari äußerte den Wunsch die Geschichte zu verfilmen.
Wie entstand unser Drehbuch?
Im ersten Schritt machten wir ein Brainstorming und überlegten gemeinsam wie die Geschichte weitergehen könnte. Wir hielten all unsere Ideen für die Geschichte und die Gestaltung des Videos schriftlich in einer Mindmap fest. Anhand dieser Notizen brachten wir die Geschichte „Die Abenteuer der U-Boot Crew“ in Textform. Nun konnten wir Skizzen anfertigen, die uns zeigen würden, wie die einzelnen Szenen aufgebaut sein werden.
Wie haben wir unsere Requisiten hergestellt?
Mit verschiedenen Materialien haben die Kinder die Protagonisten der Geschichte und andere Bestandteile der Filmszenen gestaltet. Somit entstand aus Filz Seegras, aus mit Wasserfarben bemaltem Papier Fische und viele bunt bemalte Seepferdchen und Seesterne aus Holz.
Wie wurde das Video gedreht und wie entstanden die Tonaufnahmen?
Zu Beginn verteilten wir die unterschiedlichen Rollen. Gamze übernahm die Kameraführung, Kristina war die Koordinatorin, Ruiari las den Text vor während Deirdra die Bilder legte. Mit einer Diktiergeräte-App auf einem Mobiltelefon nahmen wir den Ton für das Video auf. Die Kinder wählten die Hintergrundmusik und die Motive des Deck- und Schlussblatts aus. Gamze und ich schnitten das Video den Vorstellungen der Kinder entsprechend zusammen.
Das Projekt fand mit einer „Filmpremiere“ seinen Abschluss.
Literaturverzeichnis
- Kielhöfer, Bernd; Jonekeit, Sylvie (2002): Zweisprachige Kindererziehung. Tübingen.
- Lepold, Marion; Ullmann, Monika (2018): Digitale Medien in der Kita. Freiburg in Breisgau.
- Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen; Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2016): Bildungsgrundsätze in Kindertagesbetreuung und Schulen im Primarbereich in Nordrhein-Wetsfalen. https://www.mkffi.nrw/sites/default/files/asset/document/bildungsgrundsaetze_januar_2016.pdf [Zugriff: 29.08.2020].
- Müller, Natascha (2016): Mehrsprachigkeitsforschung. Tübingen..