von Fabienne Amah-Atayi

Titel: Auf keinen Fall Prinzessin
Autor*in: Grzegorz Kasdepke (aus dem polnischen von Esther
Kinsky)
Illustrationen: Emilia Dziubak
Verlag: FISCHER Sauerländer
Erscheinungsjahr: 2018 Zielgruppe: ab 4 Jahren

Das Werk „Auf keinen Fall Prinzessin“ des erfolgreichen polnischen Autors Grzegorz Kasdepke erschien 2018 erstmals in deutscher Sprache im FISCHER Sauerländer Verlag. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Journalist und Politikwissenschaftler bereits über 20 Kinderbücher veröffentlicht. Die Handlung findet im Wohnzimmer der Familie statt. Die Protagonistin ist ein Mädchen namens Marie, die ihre Verwandtschaft als Figuren in ihrem Drachenabenteuer fungieren
lässt. Das Ungeheuer stellt Marie, zum Entsetzen ihrer Familie, die meiste Zeit selbst dar. Die Mutter wird zur Prinzessin erklärt, welche der Ritter-Papa aus den Fängen des Drachen befreien muss. Oma und Opa fungieren die meiste Zeit als regungslose Skelette auf dem Teppich. Die Ritter, die sie einmal waren, hat der Drache bereits verspeist. Kern der Handlung ist, dass Marie die passive Rolle als Prinzessin verweigert und stattdessen machtvolle Figuren vorzieht. Später ist sie auch mal ein Wehrturm. Dieser ist jedoch nicht statisch, sondern verteidigt aktiv eine Opa-Prinzessin. Welche Passivität dem Gerettet-Werden innewohnt
verdeutlicht die gelangweilte Mutter, welcher in den meisten der unzähligen Durchgänge die Prinzessinnen-Rolle zu Teil wird. Auf diese Weise verabschiedet Kasdepke die stereotyp passive Mädchendarstellung herkömmlicher Rittergeschichten. Marie leitet nicht nur inhaltlich das Geschehen, sondern nimmt auch als Drachenfigur so viel Raum auf den Illustrationen ein, dass sie die anderen Charaktere um ein Vielfaches überragt. Sie beeindruckt zudem durch ihr Wissen über das Mittelalter. Die sympathischen Dialoge täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass dem Handlungsstrang der Höhepunkt fehlt. Auch bleibt zu fragen, warum die Drachen-Marie auf dem Buchcover nicht ohne rosa Prinzessinnen-Hut auskommt. Eine nette Familienerzählung mit einer selbstbestimmten Protagonistin, aber leider auch nicht mehr.

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