Kalle und Elsa

Eine Geschichte vom Ausreißen, vom Fliehen vor dem Alltag, von der Kraft der Phantasie und Freundschaft. Und dazu ein gelungenes Zusammenspiel von ausgewählten Worten und kräftigen Bildern.

Kalle und Elsa laufen weg. So heißt der Titel des schwedischen Kinderbuches im Original. Die Geschichte erzählt von den besten Freunden Kalle und Elsa, die zusammen den Tag bei Kalle zu Hause verbringen, weil ihr Kindergarten geschlossen hat. Als die beiden fast sämtli- che Spiele in Kalles Zimmer durchgespielt haben, kommt Kalle die Idee, dass sie doch aus- reißen könnten, wofür Elsa sich sofort begeistert. So packen sie zwei Rucksäcke voll mit Proviant und sind dabei ganz leise, damit Kalles Mama, die am Laptop sitzt und wahrschein- lich arbeitet, nichts mitbekommt. Diese sagt nur, dass die beiden nicht rausgehen sollen, weil es bald regnen werde. Ihr Schmunzeln und ihr verstohlener Blick zu Kalle, der sich heimlich an den Keksschrank gemacht hat, verraten jedoch, dass sie das Vorhaben der Kinder be- merkt hat. Mit Decke, (Elsa in grünen und Kalle in pinken) Gummistiefeln und Rucksäcken machen sich Kalle und Elsa schließlich auf den Weg nach Draußen ins Grüne und sobald sie im Garten sind, bekommen sie ein wildes Gefühl im Bauch. Schnell wird der Garten in Elsas und Kalles Phantasie zum Dschungel mit wilden Tieren – einem Wolf, der erst mit Äpfeln getroffen werden muss und später zum Krokodil mit scharfen Zähnen wird und einschläft, weil er die nun giftigen Äpfel gegessen hat.
Mit sparsamem Text laden bunte und kräftige Bilder Lesende ein, mit in die Tiefen des Re- genwaldes zu verschwinden, sich wie Kalle vor heulenden Wölfen zu fürchten oder in der selbstgebauten Hütte mit der besten Freundin oder dem besten Freund Schutz vor dem Re- gen zu suchen. Lesende dürfen sich aufgefordert fühlen, in eine Welt einzutauchen, in der Wirklichkeit und Phantasie verschwimmen. Kalle und Elsa reißen aus dem Alltag aus, der in

einem Bild in dunklen Grautönen abgebildet wird und begeben sich in ein Abenteuer, was durch kräftige Farben und ansprechende Details unterstützt wird. Die Geschichte ist zudem divers in Bezug auf Hautfarbe und Geschlechterrollen. Elsa hat helle Haut und Kalle hat dunkle Haut. Kalle und Elsa werden als abenteuerlustig und erfinderisch beschrieben, Elsa ist in einem Moment mutig und Kalle einmal ängstlich. Kalles Gummistiefel sind pink, Elsas grün und Kalles Mutter arbeitet von zu Hause aus, was jedoch nicht textlich erwähnt wird, sondern vielmehr illustrativ erzählt wird. Auf diese Weise werden Gender- und Rollenkli- schees unaufdringlich und beiläufig aufgelöst.

Mit Kalle und Elsa hat das schwedische Künstler*innenpaar Jenny Westin und Jesús Verona eine Geschichte erschaffen, in der sich Lesende wiederfinden und mitnehmen lassen können in die spannende Welt außerhalb des Kinderzimmer-Alltags. Und auf das schwedische Kin- derbuch-Debut folgen noch weitere Geschichten von Kalle und Elsa – ein Sommerabenteuer und Heute schlaf ich bei dir – die neugierig darauf machen, was die beiden wohl noch zu- sammen erleben.